Zahlungsverzögerungen / Zahlungsverweigerungen durch die Gesetzlichen Krankenkassen / Erhebung im Rahmen der DKI-Krankenhaus Trends
Hintergrund
Seit mehreren Jahren wird von den Krankenhäusern darauf hingewiesen, dass die Kostenträger ihre Rechnungen für stationären Krankenhausaufenthalte vielfach nicht oder nicht fristgerecht begleichen. Dies führt in vielen Häusern zu Liquiditätsengpässen. Vor diesem Hintergrund hat das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) im Rahmen seiner Untersuchungsreihe "Krankenhaus Trends" eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Problematik vorgenommen.
Methode
Die Krankenhauserhebung des DKI basiert auf den Angaben von 318 Krankenhäusern. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die nach § 108 SGB V zugelassenen Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland. Gegenstand der Untersuchung waren ausdrücklich nur Zahlungsverzögerungen bzw. Zahlungsverweigerungen seitens der Gesetzlichen Krankenkassen.
Ergebnisse
Zahlungsverzögerungen, also die nicht fristgerechte Begleichung von Rechnungen durch die Gesetzlichen Krankenkassen, stellen mittlerweile ein flächendeckendes Problem in der Krankenhauslandschaft dar. Rund 95% der Krankenhäuser beklagen häufige Zahlungsverzögerungen. Darüber hinaus wird in fast 60% der deutschen Krankenhäuser die Zahlung von Rechnungen in nennenswertem Umfang verweigert.
Im Zeitraum von Januar bis August 2004 erfolgten Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen bundesweit in durchschnittlich 30,6% der stationären Fälle, also fast bei jedem dritten Patienten.
Ende August 2004 beliefen sich die aus Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen resultierenden Außenstände der Krankenhäuser auf durchschnittlich 1,3 Mio. Euro je Krankenhaus. Die gesamten Außenstände, einschließlich der Außenstände innerhalb der vereinbarten Zahlungsfristen, lagen im Durchschnitt bei 3,6 Mio. Euro je Krankenhaus. Die auf Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen entfallenden Außenstände eines Krankenhauses machten durchschnittlich 36,1% seiner gesamten Außenstände aus.
Hochgerechnet auf die Grundgesamtheit der zugelassenen Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland hatten die Krankenhäuser Ende August 2004 Außenstände aus Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen in Höhe von insgesamt 2,3 Mrd. Euro.
Fazit
In den letzten zwei Jahren hat sich der Anteil an stationären Fällen mit Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen in etwa verdoppelt - und zwar von 15,6% im Jahr 2002 auf 30,6% im Jahr 2004. Die Außenstände der Krankenhäuser aus Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen sind um ca. 75% von 1,3 Mrd. Euro (2002) auf 2,3 Mrd. Euro (2004) gestiegen. Zwar hat knapp ein Drittel der betroffenen Krankenhäuser Klagen wegen Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen eingereicht. Auf Grund der mittlerweile erreichten Höhe der Außenstände bzw. der entsprechenden Fallzahlen dürfte - zumal angesichts langwieriger Gerichtsverfahren - das Problem der Zahlungsverzögerungen/Zahlungsverweigerungen seitens der Gesetzlichen Krankenkassen aber nicht allein mit juristischen Mitteln zu lösen sein. Vielmehr sind hier krankenhausübergreifende Lösungen gefragt.
Projektleitung
Leiter Geschäftsbereich Forschung