Abgeschlossenes Projekt

Die Entwicklung der Krankenhausinanspruchnahme bis zum Jahr 2010 und die Konsequenzen für den medizinischen Bedarf der Krankenhäuser

Beginn: Dezember 2005
Ende: November 2006

Hintergrund

Die Ausgaben für den medizinischen Sachbedarf hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab. Dazu gehören neben der eigentlichen Vergütung durch die DRGs auch die Entwicklung der ambulanten und der stationären Fallzahl sowie die Krankenhausinanspruchnahme.


Methode

Die morbiditätsbezogene Prognose der stationären Fallzahlen erfolgt unter Berücksichtigung der demografischen und epidemiologischen Entwicklung, der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen und sonstiger relevanter Faktoren. Aus den prognostizierten Fallzahlen werden - in Verbindung mit Analysen des derzeitigen krankheitsbezogenen Aufwandes für den medizinischen Bedarf und unter Einbeziehung medizinischen Expertenwissens für die voraussichtlichen krankheitsbezogenen Entwicklungen - Aussagen für die künftige Nachfrage der Krankenhäuser nach Produkten des medizinischen Bedarfs abgeleitet.

Zunächst erfolgt eine Analyse und Bewertung der morbiditätsbezogenen Krankenhausinanspruchnahme nach Altersgruppen auf Bundesebene. Ergänzend wird für alle Krankheitsarten (Diagnosehauptgruppen) der derzeitige Aufwand für den medizinischen Bedarf - insgesamt und in der Untergliederung nach Arzneimitteln, Implantaten und Transplantaten, sonstigem medizinischen Bedarf - ermittelt und analysiert. Dazu werden die Kalkulationsdaten des "Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus" auf DRG-Ebene unter Berücksichtigung der angegebenen Hauptdiagnosen den Diagnosehauptgruppen zugeordnet. Berücksichtigt werden dabei das quantitative Gewicht in Form der angegebenen Fallzahlen, die Struktur der Hauptdiagnosen nach Diagnosehauptgruppen und die Kostenprofile des medizinischen Bedarfs in der Untergliederung nach den relevanten Kostenarten. Ergebnis ist für jede Diagnosehauptgruppe der derzeitige Aufwand für den medizinischen Bedarf in absoluter Höhe und je Patient.

Im nächsten Schritt erfolgt auf der Basis der genannten Analysen eine Prognose der Krankenhausfälle für den Untersuchungszeitraum. Dabei wird die altersgruppenbezogene stationäre Inanspruchnahme nach Diagnosehauptgruppen mit den entsprechenden Altersgruppen der Bevölkerungsprognose kombiniert. Zusätzlich berücksichtigt werden weitere morbiditätsorientierte Faktoren, die die Nachfrage nach Krankenhausleistungen beeinflussen

Aus den prognostizierten Fallzahlen werden unter Berücksichtigung der Analysen des derzeitigen krankheitsbezogenen Aufwandes für den medizinischen Bedarf und unter Hinzuziehung medizinischen Expertenwissens für voraussichtliche krankheitsbezogene Entwicklungen begründete Aussagen für den künftigen Bedarf an Produkten des medizinischen Bedarf abgeleitet.


Ergebnisse

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Fallzahlen bis 2010 gegenüber dem Ausgangsjahr 2004 nur moderat um 116.000 Fälle steigen werden. Das entspricht einer Steigerung von 0,7%. Voraussetzung für diese Prognose ist aber, dass auch in den nächsten Jahren der medizinische und medizin-technische Fortschritt eine Zunahme der ambulanten Behandlungsmöglichkeiten (insbesondere Anstieg der ambulanten Operationen) ermöglicht. Ohne diesen Effekt würde die Prognose zu stationären Fallzahlen führen, die etwa 1 Mio. höher ausfielen.

Unabhängig von einer eher moderaten Veränderung der Gesamtfallzahlen sind diagnose- und altersbezogen erhebliche Veränderungen zu erwarten. Altersbezogen ergibt sich die größte Veränderung bei den Patienten ab 80 Jahre mit einer Zunahme um 15%. Im Jahr 2010 werden 50% aller Patienten älter als 60 Jahre sein. Dieser Trend wird sich auch nach 2010 fortsetzen, d. h. die Krankenhäuser müssen sich auf die mit der Alterung der Patienten verbundenen zusätzlichen Herausforderungen einstellen.

Die durch ambulante Behandlungsmöglichkeiten abnehmende Krankenhaushäufigkeit jüngerer Patienten und der Anstieg der älteren Patienten führen zu einer Zunahme der durchschnittlichen Fallschwere, die sich auch in den durchschnittlichen Fallkosten niederschlagen wird.

Der prozentuale Anstieg des medizinischen Bedarfs je Patient entsprach in der Vergangenheit in etwa dem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner. Insofern kann nicht festgestellt werden, dass die medizinisch-technischen Innovationen im Bereich der Verbrauchsgüter, die zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Versorgung beitragen, einen überproportionalen Kostenanstieg in den Krankenhäusern ausgelöst haben.

Medizinisch-technische Innovationen werden im Gesundheitswesen weiterhin für ein Wachstum sorgen, das in etwa in Höhe der Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts liegt. Auch für den medizinischen Bedarf wird entsprechend ein Kostenanstieg erwartet. Nach den Prognosen wird er aber - trotz kostenintensiver Innovationen insbesondere in der onkologischen Arzneimitteltherapie - eher moderat ausfallen. Der Medizinische Bedarf wird über alle Diagnosen um rund 1,4 Milliarden Euro zunehmen. Das entspricht einer Veränderung zwischen 2004 und 2010 von 17%. Die jahresdurchschnittliche Veränderungsrate liegt damit bei 2,7%.

Als Vergleichsmaßstab wurde eine Prognose der Kommission "Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme" zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts herangezogen. Zwischen 2004 und 2010 wird demzufolge das Bruttoinlandsprodukt um 18% wachsen. Die jahresdurchschnittliche Veränderungsrate liegt bei 2,8% bzw. 2,9% je Einwohner und übersteigt - wenn auch geringfügig - die prognostizierte Zunahme des Medizinischen Bedarfs.

Unabhängig von der eher moderaten Veränderungsrate besteht für die Krankenhäuser ein zunehmend größeres Problem in der Finanzierung des medizinischen und medizin-technischen Fortschrittes. Ursächlich dafür ist die starre Anbindung der Krankenhausbudgets an die Veränderung der Grundlohnsumme. Die Grundlohnorientierung der Vergütung der stationären Krankenhausleistungen behindert die Umsetzung innovativer Behandlungsmöglichkeiten. Die erwarteten Kostenzuwächse beim medizinischen Bedarf der Krankenhäuser sind nicht durch Einsparungen in anderen Bereichen zu kompensieren. Von daher sind zur Finanzierung des medizinischen Fortschritts zusätzliche finanzielle Mittel erforderlich.


Gefördert durch:
Bundesverband Medizintechnologie e.V.

Projektleitung

Dr. Matthias Offermanns
Senior Research Manager